Die Sprache jenseits der Worte – die Mudras ( Tipp im Februar 2020)

Der Begriff Mudra bedeutet im Sanskrit Siegel., Geste- also etwas, wodurch wir uns kenntlich machen. Mudras sind kraftvolle Handgesten, denen gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben werden. Die Fingerhaltungen haben Einfluss auf Körperenergien und Stimmungen.

Dass eine bestimmte Fingerhaltung eine bestimmte Wirkung auf Körper und Geist haben kann, hängt damit zusammen, dass sie die dem Körper innewohnende Lebensenergie – in Indien Prana, in China Chi genannt –  in den Energiebahnen in spezieller Weise lenkt. So ist es möglich, dass die eine Finger- und Handhaltung den Energiefluss verstärkt, während eine andere ihn sammelt und zentriert. Unsere Finger, Hände und Arme sind von unzähligen Energiebahnen durchzogen. Sie werden im Yoga Nadi genannt und sind den Meridianen in der Traditionellen Chinesischen Medizin vergleichbar. Im Alltag nehmen wir ständig Energie über die Hände auf,  noch viel mehr fliesst jedoch über die Hände ab. Es gibt viele Mudras, die genau diese Energiebahnen schließen, so dass die Lebensenergie in ihnen zu zirkulieren beginnt. Da unsere mentale Energie untrennbar mit der Lebensenergie verwoben ist, bewirkt dieser Verschluss durch die Mudras ( das „Siegel“), dass sich unsere Gedanken und Gefühle nicht mehr so stark zerstreuen. Dadurch wird die Mentalkraft gesammelt, stabilisiert und zentriert. Und: Wir kommen in Kontakt mit unseren inneren Kraftquellen.
Jedes Mudra erzeugt als symbolische Geste ihre eigene Schwingung, die uns darin unterstützt, einen Zustand der Konzentration, der Sammlung oder der Meditation zu halten. Oder die Atmung anzuregen.

Es kommt jedoch immer auf die eigene Erfahrung mit einem Mudra an. Da hilft das längerfristigen Üben eines oder mehrerer Mudren von mindestens sechs Wochen. Je regelmäßiger das Üben  und Praktizieren stattfindet, desto klarer wird man spüren, wie sie sich auf den Geist und den Energiefluss auswirkt. Unser Gehirn braucht kontinuierliches  und lang anhaltendes Üben, damit  es die Wirkungen integrieren kann. Das heißt, pro Mudra etwa drei Minuten lang üben. Nach einigen Monaten ist die Fingerstellung so integriert, dass eine kürzere Übungszeit reicht. Ein Nebeneffekt ist noch, dass die Finger beweglicher werden und seltener kalt sind. Und: Man kann auch im größten Stress gegenwärtig und achtsam bleiben, ist geerdet und im Hier und Jetzt.

Das wohl bekannteste Mudra ist das Namaskar Mudra, das Mudra der typischen indischen Begrüßung. Es wird auch Anjali Mudra genannt. Die Geste ist eine Form eines Grußes, eines Gebetes oder einer Anbetung. Dabei werden die Hände vor der Brust aneinander gelegt. Die Finger liegen flach und ausgestreckt aufeinander und weisen nach oben in Richtung Kinn. Sie hilft uns, nach innen zu gehen, die innere Sammlung zu halten und uns mit unserem Herzraum zu verbinden.

Mudras mit zwei Fingern:

Daumen berührt Spitze des Zeigefingers
Wirkung: Öffnet das Wurzelchakra und bewegt mehr Energie in die Beine und den Unterkörper

Daumen berührt Spitze des mittleren Fingers
Wirkung: fördert Geduld

Daumen berührt Spitze des Ringfingers
Wirkung: Energie, Stabilität und Sicherheit

Daumen berührt Spitze des kleinen Fingers
Wirkung: Intuition und Gefühl

Das Hrid-/ Herz-Mudra:
Dabei wird eine natürliche Geste des Menschen angesprochen. Wenn wir betroffen sind oder Kontakt zu uns aufnehmen wollen, legen wir oft beide Hände  übereinander aufs Herz. Das führt uns sehr stark in unseren Herzraum, von dem die Yogis sagen, es sei der Wohnraum unseres inneren Wesenskerns.
Lege nun beide Hände über dem Herzensraum übereinander, schließe die Augen und senke den Kopf leicht. Entspanne deine Stirn, richte deinen Geist zum Herzen hin und ziehe dich in dich selbst zurück. Dadurch kommst du in Kontakt mit deinem wahren Wesen, das tief in deinem Herzen ruht.
Die Wirkung ist: Beruhigung von Herz und Geist

Das Hakini- Mudra,  das Mudra der vollkommenen Atmung:
Lege die Fingerkuppen aller Finger aneinander und übe einen sanften Druck der Kuppen gegeneinander aus. Achte dabei darauf, dass sich die Finger sich dabei weder zu stark anspannen noch zu stark beugen. Beides würde den Energiefluss abbremsen. Finde einen angenehmen Platz für die Hände und lege sie in den Schoß oder halte  sie vor den Oberbauch.
Wirkung: es regt alle Atemräume und hilft uns, konzentriert und wach zu bleiben.

Uttarabodhi-Mudra, das Mudra der Klarheit:
Diese buddhistische Meditationsgeste kann uns im Alltag unterstützen, wenn unser Geist müde und dumpf wird,  weil wir überarbeitet und erschöpft sind. Falte die Finger und strecke dann Zeigefinger und Daumen aus, lege die Kuppen aneinander und spreize die Daumen möglichst weit ab.  Lege die Hände in den Schoß, so dass Daumen und Zeigerfinger nach vorne weisen. Wenn du sehr müde bist, drehe die Hände, so dassdie Daumen und Zeigefinger sich direkt vor deinem Nabel befinden.
Wirkung: erfrischt und klärt den Geist

Chin-Mudra, Ich und die Welt sind eins:
Der Zeigefinger sthth für das ICH, der Daumen für die äußere Welt. Dieses Mudra hilft uns, die innere und äußere Welt miteinander zu verbinden und die oft gegenläufigen Energien zu versöhnen. Lege die Fingerkuppen von Zeigefinger und Daumen beider Hände so aneinander, dass sie einen Kreis bilden.Strecke die jeweils anderen drei Finger und halte diese dicht beieinander. Drehe die Handflächen nach oben und lege die Hände auf die Oberschenkel.
Wirkung: hält den Geist wach und klar und schenkt uns das Gefühl von Verbundenheit