Die Heilkraft der Musik (Tipp im August 2020)

Die Heilkraft der Musik

Manchmal genügt nur ein kleines Lied – und wir fühlen uns entspannt, beschwingt, fangen an zu träumen und vergessen Sorgen und Rückenschmerzen.

Musik ist das Easzinierendste , was die Menschheit je hervorgebracht hat.

Kardiologen der Ruhr-Universität Bochum fanden heraus, dass Sinfonien von Mozart bei Patienten den Blutdruck und den Kortisolspiegel senken können. Eine Studie der Uni Belgrad an Bypass operierten Herzpatienten zeigte, dass klassische Musik generell zu einem gesünderen Herzrhythmus und niedrigerem Blutdruck führte. An der Uni Marburg stellte man fest, dass das Hören der persönlichen Lieblingsmusik das Schmerzempfinden signifikant mindern kann. Andere Untersuchungen belegten, dass der Einsatz von Musik auch chronische Schmerzpatienten entlasten kann. An der Uni Helsinki zeigte sich, dass Patienten nach einem Schlaganfall schneller Fortschritte machten, wenn sie täglich „ihre“ Musik hörten. Krebspatienten auf Palliativstationen hilft das Musikhören gegen die extreme Müdigkeit, rhythmische Musik kann die motorischen Fähigkeit bei Parkinson-Patienten anregen. Bei Demenzkranken kann man erleben, dass sie unverhofft die Texte von Liedern ihrer Kindheit erinnern und diese sogar mitsingen können, auch wenn sie sonst ständig Betreuung brauchen.
Da man durch Hirnscans erforschen kann, wie eng alle Vorgänge im Kopf mit denen im Körper gekoppelt sind, wundert es nicht, dass Ärzte und Therapeuten zunehmend die Kräfte von Melodien, Klängen und Rhythmen nutzen.

Dabei kennt und nutzt die Menschheit die heilende Wirkung von Musik schon viel länger. Man denke nur an die traditionellen Heilgesänge, die es in vielen Kulturen gab und gibt. Und rum um den Globus singt man Wiegenlieder, um die Kleinen in den Schlaf zu singen. Schon wenige Monate alte Babies zeigen deutlich, dass sie die Musik wiedererkennen, die man ihnen vorgespielt hat, als sie noch im Mutterleib waren. Und auf Frühgeborenen-Stationen singen  Eltern gemeinsam mit Musiktherapeuten, um den Frühchen in einer Umgebung voller Apparate das Gefühl von Geborgenheit zu geben.

Sozialarbeiter empfehlen, dass Kinder aus sozial schwachen Familien ein Instrument erlernen sollten wie z.B. Gitarre oder Schlagzeug. Musik kann ihnen helfen, trotz ungünstiger Bedingungen Selbstwertgefühl und ein Gespür für das Gegenüber zu entwickeln. Das gelingt am besten in einer Band. Mit anderen Musik zu machen, aktiviert im Gehirn die sogenannten Spiegelneuronen. Erst wenn wir dieses Nervenzellen entwickeln, können wir uns in andere Menschen hineindenken und –fühlen.

Und gerade darum geht es ja im Miteinander, egal ob privat oder beruflich: unsere Gefühle und die von anderen wahrzunehmen und richtig zu deuten. Da kann Musik sehr helfen. Ein Lied, eine Melodie kann uns zum Lachen oder Weinen bringen, kann Gänsehaut erzeugen, uns zutiefst berühren und auch erschüttern. Musik wirkt direkt auf unser emotionales Zentrum im Hirn, den Limbischen Kern und dort die Amygdala.

Eine kanadische Studie zeigte per Hirnscan, dass bei Teilnehmern, die ihre Lieblingsmusik hörten, vor allem jene Region mit der „Belohnungsdroge“ Dopamin getränkt wurde, die zum menschlichen Belohnungssystem gehört. Dieses beschert uns bei gutem Essen, beim Liebesspiel oder beim Joggen angenehme Gefühle.

Darüber hinaus hat Musik eine starke gefühlsmäßige Bindungsfunktion. Besonders beim gemeinsamen Singen wird das Gefühl der Zusammengehörigkeit gestärkt und das Belohnungssystem von Dopamin geflutet, bestätigt der Musikwissenschaftler und Neurologe Stefan Koelsch. Singen baut Stresshormone ab und stärkt das Immunsystem. Und  Lunge, Zwerchfell, Herz und diverse Muskeln werden aktiviert.
Als der Musikwissenschaftler Gunter Kreutz in Oldenburg den Laienchor „ Chor der Muffeligen“ ins Leben rief, gefiel den Teilnehmern aller Altersstufen ihr neues Hobby so gut, dass sie auch nach dem offiziellen Ende der Studie weitermachten und sogar öffentlich auftraten. Viele steckten zu Beginn des Projektes in einer Lebenskrise.

Gerade in herausfordernden Zeiten kann das Hören oder Singen von  Lieblingsmusik sehr hilfreich sein, oder auch ein intuitived Tönen.