Loslassen und warum es so schwer ist.( Tipp im Januar 2019)

Wer kennt das nicht? Ungute, destruktive Gedanken sind oft fast genauso anhänglich wie Menschen oder Gewohnheiten, die einem nicht gut tun. Dazu schultern wir oft auch noch gerne die Probleme anderer.

Woher kommt das, dass man Menschen mitschleppt, die einem üble Wunden geschlagen und damit leider eine heftige Prägung versetzt haben?  Oder denkt an den einen/ die eine, der/ die einen so schnöde verlassen hat? Warum verharren wir so oft in Dingen und Erinnerungen, die uns nicht gut tun?

Die Ursachen dafür liegen oft in der Vergangenheit:  Todesfälle, schmerzhafte Trennungen, gescheiterte Beziehungen, Enttäuschungen in der Kindheit, gravierende Verletzungen, bei denen wir oft den Schmerz, die Gefühle, die damit verbunden waren,  nicht zugelassen haben oder es nicht konnten.
Normalerweise haben Gefühle eine kurze Lebensdauer. Wenn ein Gefühl jedoch immer wiederkehrt, zum Beispiel, dass ich mich abgelehnt oder verletzt fühle, liegt es oft in der Vergangenheit begründet. Und wir tragen diese negativen Gefühle immer mit uns, auch in die Zukunft, haben schlechte Erwartungen und sorgen uns schon im Vorfeld.
Loslassen wäre also die Chance. Doch das ist nicht so einfach, weil es immer auch eine andere Seite gibt, egal, wie negativ etwas ist. Die Chips, die ich in mich hineinfuttere, geben mir auch ein tröstliches Gefühl.  Und bei dem  untreuen  Partner hatte man sich doch lange Zeit geborgen gefühlt. Das würde wegbrechen.
Dazu kommt, dass Frauen eine Tendenz haben, für das Wohlergehen anderer sorgen zu wollen, Verantwortung zu übernehmen, die gar nicht ihre ist oder sich zu tief in den Schmerz anderer einzufühlen, den sie nicht auflösen können.
Ein weiterer Punkt ist, dass wir, wenn wir uns etwas sehr wünschen,  mehr auf den Mangel konzentrieren, der mit dem Wunsch einhergeht, einem Bedürfnis, das nicht gestillt ist ( zum Beispiel dem fehlenden Partner oder Geld).

Bewusstes Loslassen kann auf verschiedene Arten geschehen:
– Eine schlechte Gewohnheit ist wie eine einbetonierte Autobahn im Gehirn, die wir automatisch befahren und ganz bewusst umbauen müssen. Dazu ist Disziplin nötig, indem wir sie durch eine neue Gewohnheit ersetzen und diese oft ausführen, damit sie einen neuen Weg ins Gehirn bahnt. Nach etwa drei Monaten hat sich der abendliche Chipshunger aufgelöst, weil ich stattdessen zu Gemüsestreifen greife oder nun etwas mit den Händen schaffe: Stricken, malen, einmachen, schreiben,…
– Beim Loslassen von Menschen kann es helfen, eine Liste zu schreiben, was die guten Dinge sind, die mir die Person gibt und was die schlechten sind. Und welche Seite überwiegt. Bin ich jemandem, der mir überwiegend ungute Gefühle macht, bloß verbunden, weil wir früher schöne Momente geteilt haben, oder vielleicht, weil ich mich irgendwie verpflichtet fühle.? Hilfreich ist es auch, sich das, was sie in mir bewirkt, zu visualisieren und mir klarzumachen.
– Negative Glaubenssätze sind sehr tief verwurzelt, weil sie oft schon in der Kindheit entstanden sind.
„ Ich werde nur geliebt, wenn ich Leistung bringe,“ macht mir später das Neinsagen sehr schwer. Wenn ich mir diesen Glaubenssatz bewusst mache, kann ich mir heute vor Augen führen, dass da das Kind von damals spricht und ich nicht diesen Partner, diese Freunde hätte, wenn nur Leistung die Liebe zu mir bedingt, und ein Nein alles zerstören würde. Wie oft haben sie mir geholfen, wie oft waren sie für mich da? Wenn ich mir das vergegenwärtige, merke ich, dass die innere Stimme unrecht hat. Danach könnte man visualisieren, wie man sein wird, wenn man weiß: Ich bin immer genug! Was trage ich, wie ist meine Körperhaltung, leuchten meine Augen? Das stärkt die neue Überzeugung.
Wichtig ist auch, die antrainierte Bescheidenheit aus der Kinderzeit mal beiseite zu stellen. Wer sich immer hinten anstellt, zuletzt nennt, ja nicht auffallen will, der schätzt sich selbst gering ein und erfährt das durchaus auch von außen. Sie hindert uns ebenfalls am Loslassen, denn nur, wenn ich mich liebe und wertschätze, kann ich auch das loslassen, was mir nicht gut tut, ob das nun Chips sind, der untreue Mann, der unbefriedigende Job, die schlechte Wohnsituation.

Diese Techniken helfen, Belastendes hinter sich zu lassen:
– Dankbar sein: Lerne, das Schöne im Leben zu sehen. Forscher haben den positiven Effekt von Dankbarkeit belegt. Wer täglich be- und aufschreibt, wofür er dankbar ist, verspürt mehr Lebensfreude und Zuversicht und trifft bessere Entscheidungen.
Vergeben: Gefühle zu äußern ist wichtig, um mit sich und anderen ins Reine zu kommen. Aber auch bewusstes Verzeihen hilft beim Loslassen. Das kann in einem Blick oder einem Ritual geschehen. Zum Beispiel, inden man einem Verstorbenen eine Brief schreibt und sich fragt, warum er so gehandelt hat.  Oft ist am Schluß die Sicht gewandelt.  Man kann auch einen Stein im See versenken, der als Symbol für erlittenes Leid steht. Wenn ich das Ganze wie eine Zeremonie gestalte, hilft das, das neue Gefühl zu festigen und sich freier zu fühlen. Ich selbst habe es als sehr hilfreich erfahren, den anderen als  jemanden wahrzunehmen, mit dem ich heftige Lernprozesse hatte, die wir auf beiden Seiten exzellent ausgelebt haben, ihm dafür zu danken und ihn loszulassen.
Gefühle fühlen: Oft lassen wir unsere Gefühle wie fröhlich, traurig oder gar wütend gar nicht an uns ran.Schade, denn gerade unsere Gefühle geben uns Aufschluss darüber, wohin es im  gehen sollte, wer oder was uns gut tut und wer/ was nicht. Jede Emotion hat iher Berechtigung, deshalb wird es Zeit, sie wahrzunehmen und zuzulassen.
alltäglichen Ballast abwerfen: Wenn Sie sich im Hamsterrad drehen, hilft es einen Kreis zu malen, der den Tagesablauf darstellt. Tragen Sie dort in Tortenstück-Einteilung ein, welche Arbeiten und Aufgaben Sie erledigen. Wo verbringen Sie zu viel Zeit, die Sie von Dingen abhalten, die Sie lieber machen, die Sie beflügeln würden? Tragen Sie nun in einen zweiten Kreis ein, welche andere Gewichtung möglich wäre. Worauf könnten Sie verzichten, was zeitlich einschränken?