Stille ist für uns viel wichtiger als wir denken ( Tipp im Juni 2023 )

In unserer lärmenden Welt wird es immer schwieriger, Stille zu finden. Unsere Ohren werden fast unablässig mit TV, Radionachrichten, Podcasts,  Werbung und fast durchgängiger Musikbeschallung bombadiert. Das kann sich sowohl negativ auf unser Gemüt als auch auf unsere ganze Gesundheit auswirken.So werden wir  im Innen und im Aussen immer unruhiger, erschöpft und es zieht uns Energie; unsere technisierte Welt kostet ihren Preis.

Vor dem Hintergrund einer immer anstrengenderen Umwelt beginnen  viele Menschen jedoch, diese Stille zu suchen. Das  kann durch regelmässiges ruhiges Sitzen am Morgen sein, Meditation oder Rückzug in die Natur- für einen oder mehrere Tage.

In-die-Stille-Gehen hat zahlreiche Vorteile:

In der Stille wachsen die Gehirnzellen
Stille regt das Wachstum unserer grauen Zellen an. 2013  wurde in einer Studie ( https://www.researchgate.net/publication/259110014_Is_silence_golden_Effects_of_auditory_stimuli_and_their_absence_on_adult_hippocampal_neurogenesis) der Einfluss verschiedener Geräusche auf das Gehirn untersucht: Umweltgeräusche, besonders hohe Geräusche, Hundejaulen und Stille. Letztere sollte nur als Unterscheidungsmerkmal der Kontrollgruppe dienen. Die Wissenschaftler fanden jedoch heraus, dass zwei Stunden Stille am Tag neue Zellen am Hippocampus, jener Hirnregion fürs Lernen, für Emotionen und fürs Gedächtnis, wachsen lassen. Die neuen Zellen fanden zudem schnell Anschluss an das Resthirn und konnten Funktionen im Gehirn übernehmen..
– Stille füllt unsere mentalen Kraftquellen/ Ressourcen
Die uns permanent umgebenden, vor allem akustischen Reize sind für unser Gehirn sehr ermüdend, da sie eingeordnet und verarbeitet werden müssen. Je mehr Informationen das sind, desto mehr belastet das unseren präfrontalen Kortex. Das erschöpft unsere Konzentration und lässt uns mental müde werden.
Im Gegensatz zu anderen Sinnesorganen können wir ihn nicht bewusst kontrollieren. Die Augen können wir zumachen, wenn wir nichts sehen wollen, die Nase zuhalten, wenn wir nichts riechen wollen. Doch es klappt nicht, die Ohren zuzuhalten. Selbst Ohropax schirmt nicht zu 100% ab.Unsere Ohren sind  fortwährend auf Empfang geschaltet.
Deshalb ist es so wichtig, bewusst Orte aufzusuchen, an denen nichts oder nur sehr wenig zu hören ist, an denen wir der Stille begegnen können.
Das wirkt sich erfrischend auf Körper und Geist aus. So erlauben wir unseren Gedanken, komplexe Probleme zu durchdenken, Lösungen zu finden, kreativ zu werden und bessere Entscheidungen zu treffen.
Schon wenige Minuten solcher Auszeit haben einen enormen Effekt. Laut der Attention-Restoration-Theorie reicht eine kurze Zeitspanne aus, damit sich unser Gehirn selbst sortieren kann file:///C:/Users/bs/Downloads/150807_1710_kaplan_s._19951.pdf.
– Stille lindert Stress und Anspannung
Der Umweltpsychologe Dr.Craig Zimring dokumentierte in einer nicht veröffentlichten Schrift 2004, dass höhere Geräuschpegel in Neugeborenen stationen zu Bluthochdruck führten und Schlafmuster störten. Es zeigte sich, dass Lärm Stress verursachen, den Blutdruck steigen lassen und sogar das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen kann.
Laute Geräusche aktivieren die sogenannte Amygdala, die daraufhin das Stresshormon Cortisol ausschüttet. Seine Nebenwirkungen bedeuten eine Steigerung des Risikos chronischer Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 und Osteoporose. Außerdem kommt es zur Gewichtszunahme, da Cortisol den Appetit anregt und dem Stoffwechsel das Signal sendet, Fett anzusammeln.
So wie viel Lärm Stress und Anspannung verursacht, erzielt Stille laut der Forschung den gegenteiligen Effekt, die Spannungen in Körper und Gehirn werden gelöst.
Eine Studie aus dem Jahr 2006 (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1860846/) zeigte, dass schon zwei Minuten absoluter Stille Blutdruck senkend wirken und beruhigender sind als Entspannungsmusik zu lauschen.
– In der Stille können wir besser und kreativer denken
Im Gehirn gibt es eine Gruppe von Regionen, die dann aktiv werden, wenn es gerade keine bestimmte Aufgabe zu lösen hat und es auch nicht durch
Geräusche stimuliert wird. Sie werden als Default Mode Netzwek ( Ruhezustandsnetzwerk oder auch Standardnetzwerk) bezeichnet und treten in Aktion, wenn wir meditieren, fantasieren oder unsere Gedanken schweifen lassen.
In diesem Zustand von Leerlauf und Losgelöstsein von äußeren Einflüssen, können wir endlich unseren inneren Strom von Gedanken, Ideen, Erinnerungen und Emotionen anzapfen. Das hilft uns, die Bedeutung unserer Erfahrungen zu erkennen, sich in andere einzufühlen, kreativer zu sein und über unsere eigenen geistigen und emotionalen Zustände nachzudenken.
Dazu müssen wir die Ablenkungen im Innen und im Außen verabschieden, damit sie uns nicht mehr auf den dünnen Oberflächen des Verstanden festhalten. Den Verstand zur Ruhe zu bringen, innerlich zu schweigen und wenn möglich, sich auch noch ein ruhiges Umfeld zu schaffen, sind der Weg, Stille zu finden.
Hier können wir viel besser auf unsere Emotionen, Erinnerungen und Ideen zurückgreifen. Das Reflektieren fällt leichter – wir können Sinn und Zusammenhänge in unserem Leben besser erkennen, daraus Erkenntnisse ziehen und beginnen, sich in andere mehr einzufühlen und sie besser zu verstehen.
Der schottische Philosoph Thomas Carlyle hatte dazu richtig geschrieben: “ In der Stille werden die wahrhaft großen Dinge.