Wassertreten und mehr ( Tipp im Mai 2021)

Dieses Jahr feiern wir den zweihundertsten Geburtstag von Pfarrer Sebastian Kneipp. Am 17.Mai.1821 wurde er als Sohn eines Hauswebers in Stephansried (Bayern) geboren.

Viele öffentliche Kneipp-Anlagen zum Wassertreten und Armtauchen in ganz Deutschland erinnern auch heute noch an sein heilsames Tun. Doch die Wasseranwendungen sind nur ein Teil seiner ganzheitlichen Naturheilkunde.

Sebastian Kneipp erkrankte schwer an Tuberkulose. Die damals auch als Schwindsucht bekannte Krankheit verlief häufig tödlich. Durch seine Erkrankung fing Sebastian Kneipp, jedoch an, sich mit verschiedenen Heilmethoden auseinanderzusetzen. Als es ihm gelang, die Krankheit mit kalten Wassergüssen aus der Donau zu heilen, war sein Forschergeist entfacht.

Mehr als 100 Wasseranwendungen von Bädern über Güsse bis hin zu Wickeln und Waschungen hat er in seinen Werken akribisch beschrieben. Die Wirkung beruht auf Temperaturgegensätzen: Kalte oder warme Wassergüsse und kalt-warme Wechselduschen setzen Reize auf der Haut. Diese Anwendungen fördern die Durchblutung und trainieren die Blutgefäße. Außerdem stärken sie den Kreislauf und sollen harmonisierend auf das Nervensystem wirken.

Zu Anfang wurde er von Ärzten und Apothekern als Spinner verlacht und als Kurpfuscher angefeindet, 2015 erfuhr sein Werk eine posthume Ehrung durch die Unesco-Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe.

Insgesamt hat er 5 Säulen für die Gesundheit entwickelt.

– Bei der Ernährung legte er seinen Patienten nahe, ausreichend Obst und Gemüse  zu essen.
Um die Nährstoffe möglichst gut zu erhalten, sei der Verzehr von Rohkost zu bevorzugen. Besonders die „arbeitende Klasse“ sollte die eiweißreiche Kost zudem um nahrhafte, eiweißarme Lebensmittel wie Brot und Kartoffeln ergänzen. Dabei sah Kneipp im Vollkorn den reinsten Energielieferanten und schrieb die eigene Ausdauer und Kraft vor allem seiner Jugendernährung mit Hafer und Gerste zu.
Auch das reichliche Trinken von Wasser und Tee empfahl er. Verboten hat er kein Nahrungsmittel, doch das Maßhalten war ihm wichtig, nicht zu viel und nicht zu wenig, war sein Leitspruch.

Spaziergänge in der Natur gehörten ebenfalls zu seinen Anwendungen.
Große Stücke hielt er auf das Barfußgehen. Wie die kalten Wassergüsse sollte es der Abhärtung dienen. Bewegung  baut Stress ab, beugt Krankheiten vor und kann diese sogar heilen.Wer sich regelmäßig sportlich ertüchtigt, tut nicht nur seinem Körper etwas Gutes – auch der Geist wird nachhaltig entspannt. Bereits Sebastian Kneipp wusste um den Wert der „vernünftigen Anstrengung“ und deren positive Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Dabei immer im Mittelpunkt: ein gesundes Maß, das statt Perfektion und Selbstoptimierung vielmehr ein persönliches Wohlbefinden in den Fokus rückt.
Gerade Menschen, die sich im Alltag nur wenig bewegen, empfahl Kneipp daher: „Daß alle Teile des Körpers in Tätigkeit kommen, damit nicht an verschiedenen Stellen sich schlechte Stoffe ansammeln.“ Dabei gilt es, sowohl den Blutkreislauf anzukurbeln als auch die körperlichen Kräfte zu erhalten und vermehren. Vor allem in der Regelmäßigkeit der Wiederholungen sieht der schwäbische Priester den effizientesten Weg zu mehr Gesundheit durch Bewegung.
Eine große Bedeutung nimmt dem Naturheilkundler zufolge hier der Faktor Licht ein. „Wer in der vollen Tageshelle und in dem schönsten Sonnenschein lebt und sich bewegt, wird das gesündeste Auge bewahren und den gesündesten Körper, soweit das Licht darauf einwirken kann.“ Aber auch der Luft schreibt Kneipp besondere Heilwirkung zu – zumal er schon damals wusste, dass das Einatmen von Sauerstoff für die Blutbildung und -reinigung unerlässlich ist.

– Mit seinem Kräuterwissen gab er den Menschen eine Hausapotheke an die Hand, mit der sie manches Zipperlein selbst kurieren konnten.
Denn laut seinen Lehren ist gegen so gut wie jedes Leiden ein Kraut gewachsen – und das wortwörtlich. Jahrzehntelang studierte der Priester über 40 Pflanzen auf ihre Heilwirkung; nach eingehenden Selbstversuchen ergänzte er seine Hydrotherapie schließlich um die Beigabe von Arzneimitteln auf reiner Pflanzenbasis. Eine Blüte hatte es Kneipp dabei speziell angetan: die Arnika. So findet die leuchtend gelbe Blume Einsatz bei allerlei Beschwerden – von Prellungen über Muskelbeschwerden bis hin zu entzündeten Insektenstichen.

Abgerundet wird sein Gesundheitskonzept mit der sogenannten Ordnungstherapie, die Wasseranwendungen, gesundes Essen, Bewegung und Heilpflanzentherapie vernetzt. Es geht um Rhythmus und Struktur im Tagesablauf, darum, mit sich und der Welt ins Reine zu kommen. Dass Kummer und Sorgen den Menschen krank machen können, wusste Kneipp durch seine Arbeit als Seelsorger. Weil eine gesunde Lebensführung nicht vom Himmel fällt, appellierte er an die Eigenverantwortung und Selbstfürsorge seiner Patienten.

Kneippen für zuhause, bitte nur bei warmen Glieder machen!!!

– Belebendes Armbad:
Becken mit kaltem Wasser füllen. Arme bis zur Oberarm-Mitte eintauchen, bis die Kälte spürbar wird .
Achtung: Bei Herzkrankheiten nicht anwenden.

–  der Gesichtsguss:

  • belebt Körper und Geist
  • fördert die Durchblutung
  • wirkt gegen Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit
  • hilft bei müden Augen nach langem Lesen und konzentrierter Arbeit
  • strafft und erfrischt die Haut
  • steigert die Hautdurchblutung und verbessert so Hautbild und Gesichtsfarbe; dazu sollte der Gesichtsguss jedoch über vier Wochen zwei Mal täglich angewendet werden

Anwendung:

  • Lege dir ein Handtuch um den Hals und beuge dich etwas nach vorn.
  • Drehe das Wasser nicht voll auf: Wähle eine angenehme, abgeschwächte Druckstärke.
  • Setze den kühlen Wasserstrahl zunächst an der rechten Schläfe an. Führe ihn anschließend über die Stirn zur linken Schläfe und dann wieder zurück zur rechten Gesichtshälfte.
  • Begieße diese, indem du drei Mal senkrecht auf- und abfährst. Behandle dann auf gleiche Weise die linke Gesichtshälfte.
  • Atme während der Anwendung immer wieder langsam durch den Mund ein und aus. Du kannst den Guss dazu kurz unterbrechen.
  • Beende die Anwendung mit drei kreisenden Bewegungen über dem gesamten Gesicht.
  • Trockne dich nicht ab. Streife das Wasser vielmehr mit der Hand sanft ab. So kann der Körper bestmöglich auf den Guss reagieren.

Achtung:
Wende den Gesichtsguss nicht bei akuten Stirn- und Nasennebenhöhlenentzündungen an. Gleiches gilt bei Augenerkrankungen wie dem grauen oder grünen Star sowie bei Nervenentzündungen im Gesicht.

Beruhigender Knieguss:
Duschkopf abschrauben, den kalten Wasserstrahl von der Rückseite des rechten Beines, ausgehend vom kleinen Zeh, über die Wade bis zur Kniekehle führen.  Dort ein paar Minuten kreisen lassen und den Wasserstrahl über die Innenseite des Unterschenkels zur Ferse führen. Denselben Ablauf am linken Bein wiederholen.
Dann bei den Beinvorderseiten genauso verfahren. Dabei den Wasserstrahl abführend über die Außenseite des Unterschenkels führen. Abschließend die rechte und linken Fußsohle abgießen, das Wasser nur abstreifen  und ab ins Bett.

Achtung:
Nicht bei akuten Nieren- und Blasenproblemen anwenden.